Spielen ist ein wesentlicher Bestandteil der kindlichen Entwicklung. Es fördert soziale Fähigkeiten, Kreativität und physische Aktivitäten. Doch spielen können sollte jedes Kind – unabhängig davon, ob es eine Behinderung hat oder nicht. Inklusion im Spiel bietet eine wunderbare Gelegenheit, Barrieren abzubauen und ein tieferes Verständnis füreinander zu entwickeln. In diesem Artikel teilen wir Spielanleitungen und Vorschläge für inklusive Spiele, die alle Kinder gemeinsam genießen können, sowie Einsichten von Fachleuten über die Bedeutung der Inklusion.
Spielideen für inklusive Gruppen
1. Farben- und Formen-Bingo
Ziel: Spielerische Förderung von Beobachtungsgabe und Feinmotorik.
Materialien:
- Verschiedene Formen (Karten oder Figuren) in unterschiedlichen Farben.
- Bingo-Karten, die mit diesen Formen und Farben bedruckt sind.
Anleitung:
- Jedes Kind erhält eine Bingo-Karte und eine Sammlung von Formen in verschiedenen Farben.
- Der Spielleiter zieht nach und nach eine Formkarte und zeigt sie den Kindern.
- Wenn ein Kind die gezeigte Form auf seiner Karte hat, legt es die passende Form auf die abgebildete Stelle.
- Das Spiel geht weiter, bis ein Kind eine Reihe (waagerecht, senkrecht oder diagonal) vollständig hat und „Bingo!“ ruft.
Inklusivität: Das Spiel fördert Teamarbeit und kann problemlos an die Bedürfnisse von Kindern mit unterschiedlichen Fähigkeiten angepasst werden, z.B. durch größere Formen oder taktile Varianten für sehbehinderte Kinder.
2. Kooperatives Malen
Ziel: Förderung der Kreativität und Zusammenarbeit.
Materialien:
- Große Rollen Papier oder eine große Leinwand.
- Fingerfarben, Pinsel, Stifte und andere Malutensilien.
Anleitung:
- Breiten Sie die Papierrolle oder Leinwand auf dem Boden aus, sodass alle Kinder darauf zugreifen können.
- Jedes Kind bekommt Malutensilien und beginnt an einer Stelle nach Wahl zu malen.
- Die Kinder malen zusammen ein gemeinsames Bild und können dabei über ihre Ideen sprechen und sich gegenseitig inspirieren.
Inklusivität: Kinder mit motorischen Einschränkungen können spezielle Griffe an den Pinseln nutzen oder Fingerfarben verwenden. Jeder Beitrag zählt und fließt in das Gemeinschaftsprojekt ein, sodass die Einbindung und Wertschätzung aller gegeben ist.
3. Simon sagt…
Ziel: Verbesserung des Zuhörens und der Konzentrationsfähigkeit.
Anleitung:
- Ein Kind oder Erwachsener übernimmt die Rolle von „Simon“.
- „Simon“ gibt Anweisungen, die die anderen Kinder nur befolgen sollen, wenn die Anweisungen mit „Simon sagt“ beginnen, z.B. „Simon sagt, klatscht in die Hände“.
- Wenn „Simon“ eine Anweisung ohne „Simon sagt“ gibt, sollen die Kinder die Anweisung ignorieren.
Inklusivität: Das Spiel kann leicht modifiziert werden, um auf Kinder mit sensorischen oder motorischen Einschränkungen Rücksicht zu nehmen. Zum Beispiel können anstelle von körperlichen Bewegungen auch Geräusche oder bejahendes Klatschen verwendet werden.
4. Inklusive Schatzsuche
Ziel: Förderung der Teamarbeit, Problemlösung und Spaß an der Bewegung.
Materialien:
- Vielfältige „Schatzgegenstände“ (können Spielzeug, Leckereien oder andere kleine Preise sein).
- Hinweise und Karten, die zu den Schätzen führen.
Anleitung:
- Verstecken Sie verschiedene „Schätze“ im Spielbereich.
- Geben Sie den Kindern Hinweise, die sie Schritt für Schritt zu den Schätzen führen.
- Arbeiten Sie in Teams, sodass jedes Kind eine passende Aufgabe entsprechend seiner Fähigkeiten erhält (z.B. Hinweise vorlesen, einfache Rätsel lösen, Schätze suchen).
Inklusivität: Kinder mit Gehbehinderungen können Hinweise vorlesen oder helfen, die Schätze zu koordinieren. Blinde Kinder könnten taktile Hinweise verwenden.
Auszüge aus Interviews mit Fachleuten zur Bedeutung der Inklusion
Interview mit Katharina Müller, Pädagogin und Inklusionsbeauftragte
Frage: Frau Müller, warum ist Inklusion im Spiel besonders wichtig?
Antwort: Inklusion im Spiel ist entscheidend, weil es jedem Kind die Möglichkeit bietet, soziale Fähigkeiten zu entwickeln und wertvolle Erfahrungen zu sammeln. Wenn Kinder in einer inklusiven Umgebung spielen, lernen sie Empathie, Teamarbeit und unterschiedlichste Fähigkeiten zu schätzen. Spiele schaffen eine Plattform, auf der Kinder ohne Vorurteile interagieren können, was langfristig zu einer inklusiveren Gesellschaft führt.
Interview mit Dr. Johannes Becker, Kinderpsychologe
Frage: Welche positiven Auswirkungen haben inklusive Spiele auf die psychische Gesundheit von Kindern?
Antwort: Inklusive Spiele fördern das Selbstwertgefühl und die emotionale Sicherheit von Kindern, vor allem von denen mit Behinderungen. Sie fühlen sich als gleichwertiger Teil einer Gruppe, was ihr Wohlbefinden und ihre psychische Gesundheit stärkt. Darüber hinaus entwickeln Kinder ohne Behinderungen mehr Verständnis und Akzeptanz, was zu weniger Mobbing und Ausgrenzung führt.
Fazit
Inklusive Spiele sind ein kraftvolles Mittel, um Barrieren abzubauen und Kinder aller Fähigkeiten miteinander agieren zu lassen. Durch kreative Spielideen und bewusste Anpassungen können wir jedem Kind die Möglichkeit geben, am Spiel teilzunehmen, soziale Bindungen zu stärken und sich in einer Gemeinschaft willkommen zu fühlen. Lassen Sie uns gemeinsam eine inklusive Spielwelt erschaffen, in der Kinder nicht nur lernen und wachsen, sondern auch Freude und Zusammenhalt erleben.